Ökosystem und Biodiversität: Gemeinschaft im Gleichgewicht
Themenschwerpunkt Bio auf der ProWein
Ökosystem und Biodiversität: Gemeinschaft im Gleichgewicht
Mikroorganismen, Würmer, Insekten und Vögel, aber auch Igel, Eidechsen und Feldhasen leben in einem gesunden, ökologisch bewirtschafteten Weinberg. Sie sind keine Störenfriede, sondern gern gesehene Gäste, die helfen, ein stabiles Ökosystem aufzubauen und Reben Schädlinge zu reduzieren.
Nützlinge im Weinberg
"Fressen und gefressen werden", diese Devise gilt auch in einem ökologisch bewirtschafteten Weinberg. Nützlinge in Boden und im Laub sind nicht nur ein Ausdruck des natürlichen Gleichgewichts, sondern schützen die Weinrebe vor Schadorganismen.
Wo wären wir ohne die Regenwürmer? „Die Welt wäre eine Wüste und weder tierisches noch pflanzliches Leben könnte bestehen“, wusste schon ein englisches Gartenlexikon aus dem 19. Jahrhundert. Regenwürmer gehören zu den wichtigsten so genannten Destruenten im Boden: Lebewesen, die sich von toter organischer Substanz ernähren und sie abbauen. Regenwürmer fressen sich Nacht für Nacht durch den Boden, durch abgestorbene Wurzel- und Pflanzenreste und tote Insekten. Ihr Kot kann doppelt so viel Wasser speichern als normaler Boden und im Zusammenspiel mit Bakterien und Pilzen, die die Zersetzung vollenden, entstehen wichtige Mineralien, die die Reben als Nahrung nutzen. Auf ihren Fresstouren kreuz und quer durch die Bodenschichten graben die Regenwürmer zudem die Erde um und lockern sie auf. Und in den vertikalen Gängen, die sie hinterlassen, können Pflanzenwurzeln schneller in die Tiefe wachsen.
Oberirdisch kümmern sich derweil andere Bewohner um das Funktionieren und die Balance des Ökosystems. Die Pflanzen sind das Bindeglied zwischen oben und unten und vernetzen das Ökosystem, denn das Bodenleben kann nicht alleine bestehen. Die grüne und blühende Vielfalt ist Lebensraum für weitere fleißige und nützliche Helfer wie Spinnen, Raubmilben und Schlupfwespen. Sie unterstützen die Bestäubung und verteidigen die Reben gegen Schädlinge. Aber auch hier geht es um das komplette System, und so sind auch Schmetterlinge, Käfer, Gliederfüßler und Wildbienen in den ökologisch bewirtschafteten Wein- bergen gern gesehen: Die Hummeln, die den Borretsch so lieben, ebenso wie der Schwalbenschwanz, dessen Raupe gern am wilden Fenchel knabbert.
In Öko-Weinbergen trifft man beim Spaziergang gelegentlich auf sogenannte Lebenstürme aus Trockenmauerresten, Totholz und Baumschnitt. Sie bieten geschützte Nist- und Brutplätze für Insekten und Vögel und geben Eidechsen, Igeln und Feldhasen Unter- schlupf. Denn ihre Besuche im Weinberg sind ein sicht- bares Zeichen dafür, dass das Gesamtsystem im Gleichgewicht ist.
Lebenstürme mitten im Weinberg bieten heimischen Tieren und Insekten, die hier selten gworden sind, wieder ein Zuhause. Ihnen Lebernsraum zurückzugeben und die Vielfalt der Natur zu fördern, ist Teil des aktiven Umweltschutzes im ökologischen Weinbau.