Weinreben brauchen Wasser und Mineralien aus dem Boden. Das mit dem Wasser schaffen die sehr tiefwurzelnden Reben selbst, ein paar trockene Wochen zur richtigen Zeit nützen der Qualität der Beeren sogar eher. Um die Rebe aber gut mit Nährstoffen versorgen zu können, brauchen ihre feinen Haarwurzeln einen möglichst lockeren Boden und stickstoffreichen Humus.
Von diesen Tauschgeschäften ahnt oberirdisch kaum jemand etwas: Eine Rebe verwendet nicht die komplette Energie, die sie durch Photosynthese gewinnt, für das Wachstum ihrer Blätter, Früchte, Zweige und Wurzeln. Einen Teil davon gibt sie stattdessen über die Wurzeln an den Boden ab und versorgt in deren unmittelbarer Umgebung bis zu fünf Billionen Mikroorganismen. Von den mehr als 50.000 verschiedenen Bakterien, Pilzen, Fadenwürmern und Einzellern, die in dieser sogenannten Rhizosphäre leben, erhält die Rebe im Tausch wichtige mineralische Nährstoffe, Wasser und Schutz vor Parasiten. Die nützlichen Kleinlebewesen arbeiten allerdings vorzugsweise dort, wo der Boden gut durchlüftet und sauerstoffreich ist. Chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel und ungeeignete Bodenbearbeitung schwächen oder zerstören sie.
In ökologisch bewirtschafteten Weinbergen gilt der Bodenqualität daher großes Augenmerk. Leguminosen, also Hülsenfrüchtler wie Klee, Lupinen oder Wicken, gehören zu den besten Partnern der Reben. Ihre kräftigen, tief reichenden Wurzeln stabilisieren und lockern den Boden, sorgen für gute Durchlüftung und lenken so die Aktivität der Mikroorganismen weit in den Unterboden. Außerdem verbessern die Leguminosen und andere Begleitpflanzen die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und ihre üppigen Blätter und Stängel tragen zum Humusaufbau bei. Regenwürmern, Gliederfüßlern, Bakterien und Pilzen bieten sie so stetigen Nachschub an organischer Materie, den diese zersetzen, speichern und im Boden verteilen.
Die ganz spezielle Partnerschaft der Leguminosen mit den sogenannten Knöllchenbakterien verschafft den Reben einen weiteren Wachstumskick: Die Bakterien leben in verdickten Wurzelknöllchen der Hülsenfrüchtler und werden von der Pflanze mit Zucker und einem konstanten Lebensumfeld versorgt. Die Bakterien revanchieren sich, indem sie den in der Luft vorkommenden Stickstoff spalten und für die Pflanzen verfügbar machen. Durch das Einarbeiten dieser Begrünung profitieren auch die Reben, die den Stickstoff für ihr Wachstum dringend benötigen.