Hohe Qualität produzieren und die biologische Vielfalt des Ökosystems Weinberg achten – im ökologischen Weinbau stehen diese Prinzipien Seite an Seite. Winzer, die mit der Natur arbeiten, beobachten sorgfältig, fördern artenreiche Begrünung und ein lebendiges Bodenleben. In den Freiräumen kann sich eine Wildflora entwickeln, die ein gutes Umfeld für Nützlinge bietet. Das sind beste Voraussetzungen für gesunde, aromareiche Trauben, aus denen im Keller ein hochwertiger Wein entsteht.
Partner im Ökosystem
Dürfen hier überhaupt andere Pflanzen wachsen? Die Reben benötigen die Nährstoffe aus dem Boden doch sicher alle selbst und können keine Konkurrenten brauchen. Falsch gedacht: Um die 50 Wildpflanzenarten sollten in einem ökologischen Weinberg zu finden sein. Sie lockern den Boden, helfen Stickstoff verfügbar zu machen und locken zahlreiche nützliche Insektenarten an.
Der Einsatz von chemisch-synthetischen Düngemitteln im biologischen Weinbau ist verboten.“ Ökologisch wirtschaftende Winzer betrachten sogenannte Unkräuter als wertvolle und hilfreiche Beikräuter. Sie sind im ökologischen Weinberg gern gesehen, wo sie überhand nehmen, stellt der Winzer die Balance durch manuelle Arbeit wieder her.
Ökosysteme – ob große oder kleine – sind komplizierte Wirkungsgefüge. Sie sind dynamische Systeme, Lebensgemeinschaften von Pflanzen, Tieren, Bakterien und Pilzen, die in zahlreichen Wechselbeziehungen untereinander und mit ihrem Lebensraum stehen. Natürliche Ökosysteme sind stabil und langfristig autark. Sie verändern sich nicht spontan, lassen sich von kurzfristigen Einflüssen nicht stören oder kehren wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Landwirtschaftliche Monokulturen hingegen sind empfindlicher und labiler, je weniger Arten in ihnen leben, und sie können Nährstoffdefizite oder den Befall mit Schadorganismen nicht mehr selbst regulieren. Ziel aller Biowinzer ist es deshalb, das Ökosystem ihres Weinbergs zu stärken. Dazu gehören die Pflanzen, die außer den Weinreben dort wachsen, aber auch der Boden und die Fauna. Das stabile Zusammenspiel aller dieser Bewohner soll ein Umfeld für die Reben schaffen, das sie mit Nährstoffen versorgt und Schädlinge verringert. Zugleich – auch das ist Teil der Philosophie – schafft diese Bewirtschaftungsform Lebensraum für viele nützliche Lebewesen und ist ein wichtiger Beitrag zum Natur- und Artenschutz.
Ausgangspunkt für ein stabileres Ökosystem Weinberg ist meist die Aussaat einer vielfältigen, möglichst heimischen Pflanzenmischung: unterschiedliche Blütezeiten, unterschiedliche Wurzeltiefen und Wuchskraft – je mehr Abwechslung, desto besser. Diese Mischung bietet ober- und unterirdisch Lebensraum und Nahrung für tausende nützliche Arten. Gemeinsam lockern diese Partner im Ökosystem den Boden und machen Nährstoffe für die Reben verfügbar.